Krieg- und Nachkriegszeit in Großjena

Im Gegensatz zur Stadt Naumburg hatte der Ort keine Toten und auch keine Gebäudeschäden durch die Bombardierung der Alliierten zu beklagen.

Die Luftkämpfe und auch das Überfliegen der Flugzeuge meist in Richtung Leuna und Buna verfolgten die Einwohner auf der Straße vor den Häusern. Nur einige wenige male suchten die Einwohner die deklarierten Luftschutzkeller auf. Wie ich durch Erzählungen meiner Oma erfuhr, sind sie früher bei Lohts in den Keller gerannt oder haben sich im Wald versteckt.

Kinderfestumzug im Krieg
Kinderfestumzug im Krieg

Am 4.10.1944 explodierten zwei Granaten der deutschen Luftabwehr im Dorf. Eine Granate verursachte nur Schäden am Schweinestall des Rittergutes. Der andere Blindgänger traf auf die Dachkante der Scheune von Alfred Otto unterhalb der Gaststätte"Zum Keller", sechs junge Menschen wurden durch Splitter verletzt. Erich Reus und Gerald Böhme erlitten dabei bleibende Körperschäden. Anfang April 1945 kam es zum provisorischen Bau von Panzerabwehr-sperren, z.B. auf der Straße neben der Gutsgärtnerei. Am 12.4.1945 wurde die Unstrutbrücke gesprengt.

Spielmannszug durchs Dorf hier Schmiedegasse
Spielmannszug durchs Dorf hier Schmiedegasse

Die ersten Fahrzeuge der Amerikaner fuhren von Freyburg aus in das Dorf. Sie wurde Einquartier in das Gutshaus, die Schule, die Gaststätte und in die Gehöfte Rühlmann( Stünz), Walter Grober( Reiterhof), Gerhard Loht( Schmidt) und Helmut Müller. Auch die Häuser am anderen Ende des Dorfes von Elli Weineck, Artur Friedland, Hermann Sturm, Zenner Karl und Neumann Ernst wurden beschlagnahmt. Die Bewohner der beschlagnahmten Wohnungen kamen bei Verwandten und Bekannten unter. Zuvor hatten sie ihr hab und wertvollstes Gut in Kesseleinsätze im Garten vergaben. Die Bauern durften ihre Tiere am Tag versorgen.

Wohnortbescheinigung (Quelle Foto: Müller Hans-Peter)
Wohnortbescheinigung (Quelle Foto: Müller Hans-Peter)

In der Scheune Judersleben( heute Leister) am Friedhof stand die Feldküche, und in der Scheune Riedling( Wohnhaus Dieter Keller) lagerte Werkzeug und Ersatzteile. Die Dorfbewohner mussten weiterhin alle Waffen ( auch Jagdgewehre) und sogar die Fotoapparate abgeben. In der Zeit von 21.00-6.00 Uhr früh war Ausgangssperre. Die Entfernung vom Dorf weiter als 6 km war nur mit einem Erlaubnisschein möglich.

(Quelle Foto: Müller Hans-Peter)
der Erlaubnisschein (Quelle Foto: Müller Hans-Peter)

Die Besatzer zogen nach 3 Wochen(am 1.7.1945) wieder aus der Schule aus. In den Klassenräumen der Schule übernachten bei ihrer Durchreise mitunter bis zu 50 deutsche Flüchtlinge täglich. Viele Lehrmittel und Gegenstände sind in dieser Zeit zerstört oder abhanden gekommen.

Spielmannszug
Spielmannszug

Am 2.7.1945 Einmarsch der Roten Armee und Belegung des Rittergutes, Einrichtung einer Kommandantur. 1945 hatte Großjena wieder über 1000 Bewohner, die Umsiedler stammen vorwiegend aus Berlin, Köln, dem Sudetengau und aus Ostpreußen. Schon im Juli 1944 kamen 75 vorwiegend Frauen und Kinder, aus Ostpreußen nach Großjena. Im Oktober reisten nochmals ca. 100 Menschen aus dem Raum Aachen an.

Spielmannszug
Spielmannszug

1945/46 Wiederaufnahme von geselligen Veranstaltungen wie Weihnachts- und Silvestertanz. 1946 Auflösung der russischen Kommandantur und Einzug von Umsiedlerfamilien in das Gutshaus. 1946/47 Abriss der Scheunen und Ställe des Gutes und Bau der Neubauernhäuser auf dem Gutsgelände.